Geschichte der Gemeinde Hergensweiler

Hergensweiler hat eine reiche Geschichte

Zwischen den Ausläufern des Allgäus einerseits und dem Bodenseegebiete andererseits liegt inmitten saftiger Wiesen und Obstgärten die Gemeinde Hergensweiler. Nach Süden hin reicht der Blick des Beschauers hinunter bis an die Ufer des Bodensees. Nach Südosten hin zieht sich das liebliche Leiblachtal, begrenzt von den Ausläufern des langgestreckten Pfänderrückens, während sich in nordöstlicher Richtung vereinzelte malerische Höhen des benachbarten württembergischen Oberlandes zeigen. Wenn man die Gemeinde in ihrer lagemäßigen Ausdehnung betrachtet, bildet sie gewissermaßen ein Kuriosum. Mit ihrer Gesamtlänge von rund 8 km und 2 km Breite, dürfte sie wohl die schmalste Gemeinde des bayerischen Schwabenlandes sein.

Jeder Verkehrsteilnehmer, der auf bayerischem Gebiet von Nordosten kommend nach Lindau will, muss durch Hergensweiler fahren, denn die B 12 verläuft durch Hergensweiler in seiner ganzen Länge und die B 308 liegt im Dornacher Wald auch auf der Gemarkung Hergensweiler. Hier ist die Gemeinde nur 1800 m breit. In diesem Bereich dürfte wohl auch das Land Bayern am schmalsten sein, da die Grenzen von Österreich und Württemberg nur 2000 m auseinander liegen.

Hergensweiler liegt 530 m hoch am äußersten Rand des Westallgäus. Die liebliche Landschaft mit den leicht geschwungenen Hügeln verdankt unsere Gegend der schürfenden und ablagernden Tätigkeit des Rheingletschers während der Eiszeiten. Die Besiedlung erfolgte sehr wahrscheinlich im 8. Jahrhundert. Auch der Name deutet auf diese Zeit. Fast alle Weiler-Orte sind im 8. Jahrhundert entstanden. Namensgeber war ein Alemanne Heriger; welcher 809 in Wasserburg als Zeuge nachweisbar ist.

In der Chronik wird von einer Kirchen-Einweihung am 5.10.1108 durch Bischof Gebhard III. von Konstanz berichtet. Die jetzige Kirche wird im Jahr 1712 erbaut. Dr. Schnell schreibt in seinem Kunstführer des Kreises Lindau von prachtvollen Stuckmarmor-Altären und Horn bezeichnet in Kunstdenkmäler Bayerns, Band Lindau, die barocke Ausstattung in Hergensweiler zu den besterhaltenen des Kreises Lindau. Hochaltar und Kanzel sind von dem Wessobrunner Franz Schmuzer, während die beiden Seitenaltäre erst 1741 von Abraham Bader / Mindelheim, ebenfalls ein gebürtiger Wessobrunner, erstellt wurden.

Die Burg Mollenberg wird vermutlich von Dienstmannen des Klosters St. Gallen im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut. 1324 ist Conrad von Schönstein im Besitz der Burg. Mehrere Patrizier wie die Harzer von Konstanz, die Rosenhart aus dem württ. Allgäu, die Haider und Schnitzer von Wangen, die alle untereinander verschwägert sind und deren Nachkommen lösen sich im Besitz zwischen 1337 und 1531 mehrmals ab.

Zwischen 1531 und 1564 werden Burg und Dorf Mollenberg einschl. Lerchenmühle von den Grafen Montfort-Tettnang aufgekauft. Die Burg wird 1784 durch Blitzschlag zerstört. Der Turm war bis 1832 bewohnt, bis ein weiterer Blitzschlag auch ihm ein Ende bereitete. Der Schloßbauernhof (heute Michael Heim) ist nach einem Brand mit den Ruinensteinen neu aufgebaut worden.

Von 1290 bis 1417 kauft das Spital Lindau in Stockenweiler und Volklings mehrere Höfe und Grundstücke. 1407 lässt das Spital den heute unter Naturschutz stehenden Stockenweiler Weiher anlegen, um den großen Fischbedarf für die Fastenzeit

decken zu können. 1353 hat Hergensweiler 30 Höfe, was auf ca. 150 Einwohner schließen lässt.

1682 wird auf dem Moränenrücken südlich des Dorfes, neben dem Pestfriedhof, die Antoniuskapelle erbaut. 1770 wird Stockenweiler vereinödet, 1775 Rupolz, 1777 Hergensweiler und Volklings, 1779 Schillers und 1790 Obernützenbrugg. 1785 kommen die auf der "Bregenzer Seite"; also zu Österreich gehörenden Ortschaften Immen, Haggenberg, Umgangs, Oberstaufen, Vogelhag und Infang von der Pfarrei Hergensweiler zur Pfarrei Niederstaufen.

Die Pfarrei Hergensweiler gehört von 1280 bis 1805 dem Kloster Weingarten, die Hauptmannschaft, also die politische Gemeinde jedoch bis 1805 zum äußeren Gericht Lindau. Dies betrifft jedoch nur die niedere Gerichtsbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit stand dem Hause Montfort-Tettnang zu.

1805 wird Lindau und somit auch Hergensweiler bayrisch. 1818 werden durch Gemeinde-Edikt die politischen Gemeinden gebildet. Hergensweiler hat 85 Häuser mit 547 Einwohnern. 1853 wird die Eisenbahn-Teilstrecke Immenstadt-Lindau der "Ludwig-Süd-Nord-Bahn" fertig. Eine Haltestelle bekommt Hergensweiler jedoch erst 1887. 1899 wird im Gasthof Schweinberger eine Postagentur eingerichtet.

1910 brennt in Hergensweiler das erste elektrische Licht. Im Weltkrieg 1914/18 lässt der weitblickende Bürgermeister Lampart mit russischen Kriegsgefangenen eine Wasserleitung von Handwerks nach Hergensweiler bauen. Daraus entsteht der Zweckverband Handwerks-Gruppe, der heute noch die Wasserversorgung der Gemeinden Hergensweiler, Sigmarszell, Weißensberg und den Lindauer Stadtteil Oberreitnau versorgt.

Am 1.5.1930 wird durch den Gebirgstrachtenverein ,,D'Leiblachtaler" das Heimat-Museum gegründet.

Milchwirtschaft, Viehzucht, Obst- und Ackerbau sind seit jeher die Haupterwerbszweige der Bevölkerung. Seit 150 Jahren hat sich die Personenzahl in der Gemeinde mehr als verdoppelt. Ebenso konnte durch Neulandgewinnung und Feldverbesserung der Viehbestand verdoppelt werden. Rund 125 Wohnhäuser wurden in der genannten Zeit neu erstellt. Bei der Nummerierung der Gehöfte bzw. der Wohnhäuser im Jahre 1812 sind es 89 Hausnummern. Die hinzugekommenen Hausnummern teilen sich in halbe, drittel, viertel und zehntel Nummern auf, bis im Jahre 1964 erstmals und im Jahre 1975 zum zweiten Mal dies korrigiert und Straßennamen eingeführt wurden. Die Jahre 1964 bis 1976 spielen in der Entwicklung der Gemeinde Hergensweiler eine bedeutende Rolle. Unter Bürgermeister Strodel wird 1965 ein neuer Friedhof gebaut und 1967 die Ortskanalisation verlegt. 1966 wird Hergensweiler das Gemeindewappen verliehen. Dies ist auch der Anlaß, das erste Kinderfest zu veranstalten, das inzwischen zu einem festen Bestandteil des Hergensweiler Festes geworden ist.

In den Jahren 1972 und 1973 erbaut man neben der 1950/52 erweiterten Volksschule die Leiblachhalle und den Kindergarten. 1974/75 wird die Pfarrkirche St. Ambrosius innen und außen renoviert. 1975/76 wird der Sportplatzbereich beim Bahnhof saniert, mit Parkplätzen versehen und ein neues Sportheim erstellt. Ausbau des Heimatmuseums, rege Bautätigkeit, Ansiedlung einiger Betriebe und Straßenbauten fallen auch in diese Zeit.

Der Hergensweiler Bevölkerung kann man von jeher ein gewisses kulturelles Schaffen nachweisen. Musik und Gesang, Tanz und Theaterspiel wurden seit frühester Zeit gepflegt und gefördert und der nächsten Generation erhalten. Ein heute noch vorliegendes Theaterprogramm aus dem Jahre 1831, das zu dem Theaterstück ,,Der adelige Taglöhner" eingeladen hat, darf als Beweis eines frühen kulturellen Schaffens gedeutet werden.

Feuerwehr, Schützen-, Krieger- und Soldatenverein können auf über l00jähriges, Turn- und Sportverein auf 75-jähriges Bestehen zurückblicken.

Die Gemeinde wird 1976 im Wettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden" zuerst Kreis- und dann Bezirks-Sieger. 1977 erhält Hergensweiler dann im Landesentscheid eine Goldmedaille und im Bundesentscheid eine Silbermedaille.

1977 erfolgt die Erweiterung des Gewerbegebietes Rupolz und des Baugebietes Südost um 17 Bauplätze.

1980 wird der Gemeinde das Prädikat ,,Staatlich anerkannter Erholungsort" verliehen.

1981 kann die Gemeinde den alten Pfarrhof erwerben. Das Erdgeschoß stammt aus dem 14.Jahrhundert und war früher Salzfaktorei. Nach aufwendiger, aber dezenter Sanierung, kann dort 1989 das Heimatmuseum eröffnet werden.

1983 kann nach langwierigen Verhandlungen mit der Bundesbahn ein Teil des Bahnhofsgeländes erworben werden.

Am 1.6.1985 ist der letzte Zughalt in Hergensweiler. Der Personenverkehr wird jetzt mittels Bussen abgewickelt.

1985 wird mit dem Bau von Schützenhaus, Kleinkaliber-Schießstand und Gemeinde-Bauhof begonnen.

1988 wird ein Museumsverein gegründet

1991 endlich schafft Hergensweiler nach erneuten Siegen im Kreis-, Bezirks- und Landesentscheid des Wettbewerbs "Unser Dorf soll schöner werden" auch den Bundessieg mit einer Gold-Medaille.

In den Folgejahren entstehen weitere Baugebiete - z.B. Riegersbach und Dorfstrasse - die Gemeinde wächst beständig.

2004 stellt die Gemeinde ihren ABC-Schützen eine komplett neu renovierte und erweitere Grundschule zur Verfügung.

2005 wird der gemeindliche Bauhof durch einen Brand nahezu komplett zerstört. Bis Anfang 2006 wurde er wieder aufgebaut.

2006

Die „tausendjährige Lingg-Eiche" bricht zusammen. Sie hatte einen Stammdurchmesser von drei bis vier Metern. Ein Zählung der Jahresringe ergibt 350 Jahre.

2007

Die Leiblachhalle bekommt ein neues Dach.

Die Firma Rose Plastic bekommt den Preis „Innovator des Jahres 2007".

2008

Der Kindergarten St. Ambrosius wird ab Januar 2008 von der Gemeinde übernommen.

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